Montag, 2. Februar 2009

Über die Verschiedenheit in der Parteinahme im Gaza Konflikt.

Es vergingen nur wenige Tage, bis sich die ersten Demonstrationen gegen die israelische Militäroffensive im Gaza Streifen durch die innerstädtischen Bezirke der Großstädte in Deutschland bewegten. Lanciert und getragen wurden diese Großveranstaltungen, die von bis zu 100000 Menschen besucht wurden waren, von Gemeinden und Vereinen islamischer und islamistischer Provenienz. Das es sich hierbei um die größten antisemitischen Manifestationen seit dem faktischen Ende des Nationalsozialismus handelte, konnte von kritischen BeobachterInnen alsbald konstatiert werden, wenngleich die deutschen Medien nicht müde wurden zu suggerieren, dass es sich bei den Solidaritätsbekundungen für Israel und den sogenannten „Friedensdemonstrationen“ um ein konvergentes Ringen um die Meinungsführerschaft in diesem Konflikt handeln würde. Beunruhigend lange wurde der Topos vom „friedlicher Verlauf“ semantisch mit der Abstinenz von Gewalt und Ausschreitungen übersetzt. Erst nachdem sich die Übergriffe auf Israel-solidarische Menschen gemehrt haben, wurde von Seiten der Medien auf den offen zur Schau getragenen, aber doch zumindest geduldeten, Antisemitismus und Antizionismus der Demonstrationen reflektiert. Die Verschiedenheit zwischen den Kundgebungen ist somit keine Frage der Nuancierung, sondern ist grundlegender Natur. Festzuhalten ist, dass es zu keinen gewalttätigen Übergriffen auf Menschen gekommen ist, die aufgrund ihres Aussehens, für „Palästina-solidarisch“ gehalten wurden sind. Desweiteren lassen sich keinerlei Berichte über anti-muslimische, oder anti-arabische Transparente und Sprechchöre finden, die auf Israel Kundgebungen getätigt wurden sind.

Den Charakter solch einer Friedensmanifestation ließ sich auch in Mainz anschaulich studieren. Neben der Großdemonstration vom 10.01, kam es am 19.01 zu einer Schülerdemonstration, die als ein Schweigemarsch angekündigt wurde. In dem Aufruf zur Demo, wurden die Menschen dazu angehalten neben den obligatorischen Palästina-Flaggen „von euren Ländern jeweils nur eine oder zwei (Flaggen B.K)“ mitzubringen. Insofern überraschte es auch keineswegs, dass ein älterer Demonstrant die Fahne des Iran mit sich führte, die Flagge desjenigen Regimes, das den Holocaust nicht nur leugnet, sondern an der technischen Umsetzung einer zweiten Shoa arbeitet. Gemäß den Diktionen der Teheraner Schwulen und Judenmörder wurde vor dem Beginn der Demonstration ein Transparent von der Polizei sichergestellt, auf dem Israel mit Nazi-Deutschland gleich gesetzt wurde und auf dem sich, so berichteten anderen Augenzeugen, die Schriftzug befand: „Früher Gas, heute Phosphor.“

Als ein durchgängiges Charakteristikum der Demo, die schätzungsweise 200 Menschen umfasste, erweis sich die starke Maßregelung und Gängelung der Kinder durch die bisweilen autoritär auftretenden Demoordner. So konnte beobachtet werden, dass einem kleinen Jungen mit Pali-Fahne unvermittelt der rechte Arm hochgerissen wurde, nachdem die Fahne nicht mehr im Wind wehte.Grundsätzlich dürfte der Altersdurchschnitt der Kinder bei unter 10 Jahren gelegen haben. Einem Alter, bei dem grundsätzlich gefragt werden muss, in wie weit Kinder das Anliegen einer Demonstration verstehen können und in wie weit ihre Teilnahme eine freie Entscheidung darstellt