tag:blogger.com,1999:blog-76443184570225066232024-03-08T09:24:43.284+01:00challenging prerogative of interpretationDie Erstellung dieses Blog ist aus dem Verlangen entstanden nicht immer nur für die vielzitierte Schublade zu schreiben, sondern im Besonderen auch jenseits der universitären Konventionen und Zwängen formulieren zu können. Besonders Augenmerk liegt dabei auf der politischen Kultur der postnazistischen Gesellschaft. Damit zusammenhängend interessiert mich Ideologiekritik,im Besonderen: Antisemitismus/Antizionismus/Antiamerikanismus, Rassismus, Nationalismus, Anti-Urbanität, Extremismus-Begriff.Peter Phttp://www.blogger.com/profile/05751857136944280901noreply@blogger.comBlogger6125tag:blogger.com,1999:blog-7644318457022506623.post-82847832573118643942009-03-18T20:00:00.005+01:002009-03-19T22:25:39.389+01:00Antiimperialismus in the city. Über die Scheußlichkeiten des Kampfes gegen Gentrification<div align="justify">Am vergangenen Samstag bot sich den Menschen in Berlin ein mittlerweile gewohntes Zeremoniell. Tausende Menschen demonstrierten für den Erhalt linker Freiräume und gegen die Aufwertung städtischen Wohnraums und der damit einhergehenden Verteuerung der Mietpreise, in der Stadtsoziologie Gentrification genannt. Fast schon obligatorisch könnte mensch die im Verlauf der Demo sich zu getragenen Sachbeschädigungen an PKWs und den Angriff auf eine Mcdonalds Filiale nennen.(1) Aktionen gegen ausgewählte Lokale, wie jetzt in der Simon-Dach- Straße, der Inbegriff für einen gentrifizierten Straßenzug, ist als altbewährts Mittel gegen nicht akzeptiere Gastronomen in Berlin bekannt.<br /><br />Nicht nur, dass es sich einem nicht erschließt, was daran emanzipatorisch sein soll, wenn mensch es anderen Menschen missgönnt und sie letztendlich daran hindert einen entspannten Abend in einem Lokal/Cafe/Lounge zu verbringen, Autos von Leuten zerstört nur weil deren Arbeitskraft sich besser verwerten lässt als die der meisten anderen und Steine, Flaschen und Farbbeutel gegen ein McDonald`S Restaurant pfeffert, weil es aus den verhassten USA kommt, ist es doch viel mehr so, dass die ganze linke Debatte um Gentrification durchzogen zu sein scheint von regressiven Scheußlichkeiten.<br /><br />Am besten lässt sich der Protest gegen Gentrification als ein antiimperialistischer Befreiungskampf im städtischen Mikrokosmus begreifen, der dem gleichen Deutungsmuster unterliegt und mit vergleichbaren Kategorien arbeitet, wie der antiimperialistische Kampf auf der Staaten und Weltmarktebene. Die Sachlage ist einfach darzustellen: Da der Antiimperialismus nur die Fremdherrschaft kennt, von dem Wirken des Wertgesetzes und dem Fetischismus bürgerlicher Vergesellschaftung nichts wissen will (2), hat er sich schon immer im Stande gesehen die nicht zum eigenen Kollektiv gehörenden Verursacher und Schuldigen für die Ausbeutung genau lokalisieren zu können. Waren es bei Lenin noch die „Schicht der Rentner“ (Finanzkapitalisten) der kapitalistischen Staaten, deren „Beruf der Müßiggang ist“(3), im Marxismus-Leninismus eingegrenzt auf die (Finanz)Bourgeoisie der USA und Israel, so sind es in der Gentrification Debatte die Mietspekulanten und eine aufstrebende Mittelschicht, die vor allem aus schwäbischen Gefilden stammt.<br />Ganz in der Tradition des dichotomen Weltbildes des Antiimperialismus wird der Gruppe der Ausbeuter, der der Täter, die Gruppe der Opfer und Ausgebeuteten gegenüber gestellt. Nicht das Volk ist hierbei das revolutionäre Subjekt, sondern die Kiez-Gemeinschaft. Aber auch hier gilt es eine authentische Kultur vor der Zerstörung, will heißen Überfremdung und Dekadenz, zu bewahren. Bevorzugtes Ziel der „Kiezmilizionäre“ (4) sind eben all jene Lokale die im Verdacht stehen ein Produkt oder ein Katalysator der Gentrification zu sein. Die also von Fremden, nicht im Kiez sozialisierten Menschen, besucht und betrieben werden. Als sehr nützlich erweist sich dann auch die Präsenz einer Mc-Filiale, deren Demolierung eine Referenz an dem Kampf im Weltmaßstab sein soll.<br /><br />Die Möglichkeit im Rahmen kapitalistischer Vergesellschaftung für ein höchstmögliches Maß an individueller Selbstentfaltung und an einem Leben mit dem geringstmöglichen Maß an kollektiver Identität, die im urbanen Leben bereits positiv angelegt ist, sollte zentral sein bei der Schaffung linker Freiräume.(5) Die Beschwörung einer Kiez-Identität und Gemeinschaft, die durch die Abgrenzung gegenüber dem Fremden zu sich findet, unterminiert die progressiven Potentiale urbanen Lebens und ist von einem linksradikalen Standpunkt ausbetrachtet abzulehnen und zu kritisieren.<br /><br />(1) http://www.tagesspiegel.de/berlin/Saeure-Friedrichshain;art270,2752388<br />(2) Und somit am Kern der Marxschen Kritik der politischen Ökonomie vorbeigeht, der es gerade darum geht herauszustellen, dass alle Menschen im Kapitalismus den gleichen Zwängen unterworfen sind und durch ihr eigenes Handel, das sie nicht durch schauen können den Kapitalismus selbst reproduzieren. Natürlich ist es dabei keine unerhebliche Frage auf welcher Seite des Kapitalverhältnis mensch steht. Eine ausführliche Kritik an der Lenischen Imperialismustheorie, die im besonderen auf die nicht wertkritische Darstellung Lenins abhebt lässt sich in der Dissertation von Christel Neusüss finden: Imperialismus und Weltmarktbewegung des Kapitals. 2. Auflage 1975.<br />(3) Lenin, W.I. Der Imperialismus als höchstes Stadium des Kapitalismus. Verlag für fremdsprachige Literatur, Moskau 1946. S. 122/123.<br />(4) http://www.tagesspiegel.de/berlin/Saeure-Friedrichshain;art270,2752388<br />(5) Freiräume im Kapitalismus kann es nicht geben. Im Bereich des möglichen liegt es aber Räume zu schaffen, in der jeder Mensch anders sein darf, ohne Angst haben zu müssen Repressalien zu erleiden.</div>BKhttp://www.blogger.com/profile/17944666395271401458noreply@blogger.comtag:blogger.com,1999:blog-7644318457022506623.post-13268185082247697602009-02-07T15:28:00.009+01:002009-03-16T00:34:01.733+01:00Über das Elend der Rechtsextremismusforschung und ihrer linken Rezeption<div align="justify">Im rechten Lager was Neues. In so etwa lässt sich die Beobachtung vieler SozialwissenschaftlerInnen und derer links-liberaler, respektive linksradikaler Kreise von einer antikapitalistischen Konnotation neonazistischer Programmatik und Agitation umschreiben. Bedingt durch eine gemeinsam geteilte Besorgnis, wie sich aber auch anhand ähnlicher Erklärungsversuche herausarbeiten lässt, verhalten sich Wissenschaft und Bewegungslinke in diesem Falle komplementär zu einander. </div><div align="justify"><br />Während die einen sich darüber lauthals mokieren, dass die Nazis aus rein wahltagtischen Gründen ihre Themen besetzten und streitig machen würden, attestiert der Mainstream der (Poltik)-Wissenschaft, dem rechtsextremen Lager ein Wandel in wirtschaftspolitischen Fragen, in dessen Verlauf vermehrt auf antikapitalistische Topos gesetzt werden würde. </div><div align="justify"><br />So berichtete die Taz in ihrer Ausgabe vom 21. Januar über eine quantitative Umfrage von dem Berliner Politikwissenschaftler Richard Stöss, in der festgestellt wurden war, dass 89% der Menschen im Bundesland Brandenburg, denen eine rechtsextreme Einstellung nachgewiesen werden konnte, sich als „kapitalismuskritisch“ bezeichnen würden. Für die Taz scheint dieses Ergebnis der letztendliche Beweise zu sein, dass die extreme Rechte in wirtschaftspolitischen Frage einen gänzlich neues Kurs eingeschlagen hat, der sie von der Nähe zum rechtskonservativen Bürgertum und der damit einhergehenden Parteinahme für ein „freies Unternehmertum“, bei gleichzeitiger Diskreditierung von Arbeitslosen als „Sozialschmarotzer“ weggeführt habe. Diese vermeintliche Metamorphose rechtsextremer Einstellungen bringt auch nochmal Stöss auf dem Punkt, wenn er mit den Worten zitiert wird: „Wir beobachten, dass antikapitalistische Einstellungen in der rechten Szene bereits seit einiger Zeit sehr weit verbreitet sind.“(1)</div><div align="justify"><br />Stöss erbringt wiedermal eindrucksvoll den Beweis dafür, wie weit die Rechtsextremismusforschung davon entfernt ist, einen adäquaten Begriff vom Neonazismus zuhaben. Die Behauptung, dass es zu einer Neujustierung neonazistischer Ideologie gekommen sei, negiert oder erkennt nicht, dass es sich beim Nationalsozialismus, wie auch beim Neonazismus um eine antikapitalistische Rebellion handelt, die sich gegen die positiven Errungenschaften der bürgerlichen Gesellschaft richtet und ihrem Wesen nach immer für das Streben nach Liquidierung von jüdischem Leben steht. Der Nationalsozialismus, wie es gerne von weiten Teilen der Linken herausgestellt wird, ist hierbei auch nicht irgendwie identisch mit dem westlichen Materialismus, nicht ein beliebige Krisenbewältigung des Kapitals, sondern eine genuin deutsche. Uli Krug und Bernd Volkert haben dies wie folgt zusammen gefasst: "Der Nationalsozialismus erschien keineswegs mehr als Produkt einer deutschen Kollektivmentalität, der auch der Hass auf das „materialistische“ Amerika entspringt, sondern vielmehr als „irgendwie“ identisch mit dem westlichen Materialismus; er wurde semantisch übersetzt, zum Attribut der Herrschaft jener, die die Deutschen besiegten.“(2)</div><div align="justify"></div><div align="justify"></div><div align="justify">An dem dialektischen Verhältnis des antikapitalistischen Kapitalismus, das der nationalsozialistischen Ideologie innewohnt, scheitert die bürgerliche Poltikwissenschaft bei ihrer Erforschung des sogennanten Rechtsextremismus. </div><div align="justify"><br />Bei der neuerdings auftretenden Artikulation eines sozialistischen und antiimperialistischen Programms seitens deutscher Neonazis handelt es sich um eine neue Akzentuierung ihrer Ideologie, gerade nicht um eine Neujustierung, die einher geht mit einer sich gewandelten Gelegenheitsstruktur für die Artikulation einer antiamerikanisch und antisemitisch daherkommenden Kapitalismuskritik in der politischen Kultur des postnazistischen Deutschlands. Die Etablierung einer personifizierten und staatsapologetischen Kapitalismusschelte in der Soziokultur der Gesellschaft, die gerade auf diejenigen Leute zurückgeführt werden kann, die sich am stärksten über den vermeintlichen Ideenklau der Nazis beschweren, namentlich u.a. weite Teile der No Global Bewegung, gab der neonazistischen Szene die Möglichkeit mit ihrem antiimperialistischen Weltbild auf der Höhe der Zeit zu sein. </div><div align="justify"></div><div align="justify"></div><div align="justify">(1) <a href="https://www.taz.de/1/politik/deutschland/artikel/1/rechte-setzen-erfolglos-auf-marx/">https://www.taz.de/1/politik/deutschland/artikel/1/rechte-setzen-erfolglos-auf-marx/</a> (07.02.2009)</div><div align="justify"></div><div align="justify">(2) Vgl. Uli Krug/ Bernd Volkert: Vorkrieg I: Hate Letters to America, in: Thomas Uwer u.a. (Hg.) Amerika. Der War an terror und der Aufstand der Alten Welt. S. 153</div>BKhttp://www.blogger.com/profile/17944666395271401458noreply@blogger.comtag:blogger.com,1999:blog-7644318457022506623.post-39177697630953143502009-02-02T22:24:00.000+01:002009-02-02T22:25:27.552+01:00Über die Verschiedenheit in der Parteinahme im Gaza Konflikt.<div align="justify">Es vergingen nur wenige Tage, bis sich die ersten Demonstrationen gegen die israelische Militäroffensive im Gaza Streifen durch die innerstädtischen Bezirke der Großstädte in Deutschland bewegten. Lanciert und getragen wurden diese Großveranstaltungen, die von bis zu 100000 Menschen besucht wurden waren, von Gemeinden und Vereinen islamischer und islamistischer Provenienz. Das es sich hierbei um die größten antisemitischen Manifestationen seit dem faktischen Ende des Nationalsozialismus handelte, konnte von kritischen BeobachterInnen alsbald konstatiert werden, wenngleich die deutschen Medien nicht müde wurden zu suggerieren, dass es sich bei den Solidaritätsbekundungen für Israel und den sogenannten „Friedensdemonstrationen“ um ein konvergentes Ringen um die Meinungsführerschaft in diesem Konflikt handeln würde. Beunruhigend lange wurde der Topos vom „friedlicher Verlauf“ semantisch mit der Abstinenz von Gewalt und Ausschreitungen übersetzt. Erst nachdem sich die Übergriffe auf Israel-solidarische Menschen gemehrt haben, wurde von Seiten der Medien auf den offen zur Schau getragenen, aber doch zumindest geduldeten, Antisemitismus und Antizionismus der Demonstrationen reflektiert. Die Verschiedenheit zwischen den Kundgebungen ist somit keine Frage der Nuancierung, sondern ist grundlegender Natur. Festzuhalten ist, dass es zu keinen gewalttätigen Übergriffen auf Menschen gekommen ist, die aufgrund ihres Aussehens, für „Palästina-solidarisch“ gehalten wurden sind. Desweiteren lassen sich keinerlei Berichte über anti-muslimische, oder anti-arabische Transparente und Sprechchöre finden, die auf Israel Kundgebungen getätigt wurden sind. </div><div align="justify"><br />Den Charakter solch einer Friedensmanifestation ließ sich auch in Mainz anschaulich studieren. Neben der Großdemonstration vom 10.01, kam es am 19.01 zu einer Schülerdemonstration, die als ein Schweigemarsch angekündigt wurde. In dem Aufruf zur Demo, wurden die Menschen dazu angehalten neben den obligatorischen Palästina-Flaggen „von euren Ländern jeweils nur eine oder zwei (Flaggen B.K)“ mitzubringen. Insofern überraschte es auch keineswegs, dass ein älterer Demonstrant die Fahne des Iran mit sich führte, die Flagge desjenigen Regimes, das den Holocaust nicht nur leugnet, sondern an der technischen Umsetzung einer zweiten Shoa arbeitet. Gemäß den Diktionen der Teheraner Schwulen und Judenmörder wurde vor dem Beginn der Demonstration ein Transparent von der Polizei sichergestellt, auf dem Israel mit Nazi-Deutschland gleich gesetzt wurde und auf dem sich, so berichteten anderen Augenzeugen, die Schriftzug befand: „Früher Gas, heute Phosphor.“ </div><div align="justify"><br />Als ein durchgängiges Charakteristikum der Demo, die schätzungsweise 200 Menschen umfasste, erweis sich die starke Maßregelung und Gängelung der Kinder durch die bisweilen autoritär auftretenden Demoordner. So konnte beobachtet werden, dass einem kleinen Jungen mit Pali-Fahne unvermittelt der rechte Arm hochgerissen wurde, nachdem die Fahne nicht mehr im Wind wehte.Grundsätzlich dürfte der Altersdurchschnitt der Kinder bei unter 10 Jahren gelegen haben. Einem Alter, bei dem grundsätzlich gefragt werden muss, in wie weit Kinder das Anliegen einer Demonstration verstehen können und in wie weit ihre Teilnahme eine freie Entscheidung darstellt</div>BKhttp://www.blogger.com/profile/17944666395271401458noreply@blogger.comtag:blogger.com,1999:blog-7644318457022506623.post-51179118770584015472008-12-03T17:11:00.023+01:002009-03-15T19:45:27.404+01:00Politischer Veganismus und Urbanität.<div align="justify">Bisweilen lässt sich noch nicht mit Bestimmtheit sagen, was der innerlinke Diskurs, wenn er denn überhaupt einer ist, über die richtige Einordnung der Tierrechtsideologie für Früchte tragen wird. Der Ausgang dieser Kontroverse ist maßgeblich von der Frage abhängig, ob hier wirklich um Ausschlüsse debattiert wird, immer in dem Sinne verstanden, dass der entsprechenden Theorie in Abrede gestellt wird zu allgemeinen Emanzipation beizutragen, oder sogar hinter Bestehendem zurück fällt, oder aber, ob die Fraktion der TierrechtschützerInnen wirklich mit den Anspruch auftritt, einer linken Herrschafts- und Ausbeutungs Kritik eine neue Facette hinzuzufügen. Letzteres lässt sich mit Gewissheit für all jene Menschen sagen, die unter dem Label des Antispeziesismus firmieren und sich politisch organisieren. Diese Menschen wollen ihre Kritik an der systematischen Tötung von Tieren als nicht abstrahierbar von einer allgemeinen Kritik an Staat und Kapital verstanden wissen. Bei aller gerechtfertigten Kritik am Antispeziesismus, auf die hier nicht eingegangen werden kann, ist eine materialistische Ausrichtung der Tierschutzideologie sicherlich ein Novum.</div><div align="justify"></div><div align="justify"></div><div align="justify"></div><div align="justify"></div><div align="justify"></div><div align="justify"></div><div align="justify"></div><div align="justify"></div><div align="justify"></div><div align="justify"></div><div align="justify"></div><div align="justify"></div><div align="justify">Eine andere Gruppe der VerganerInnen, die sich in die Plicht genommen fühlt einen Ausweg aus bürgerlich-kapitalistischen Ausbeutungsverhältnissen aufzuzeigen, hat es noch nie dabei bewenden lassen, sich nur Gedanken zu machen, sondern ist gleich dazu übergegangen diesen Ausweg auch vor zu exerzieren. Wie ein Leben jenseits des Bestehenden aussehen soll, dafür lassen sich vieler Orts Beispiele finden. Gemein ist ihnen, dass sie ein Leben in identitären, naturwüchsigen und verbindlichen Lebensgemeinschaften jenseits größerer Ballungsgebiete offerieren. Nominell gesehen lebt die Mehrheit der politisierten VerganerInnen nicht in vergleichbaren Strukturen , sondern in der Großstadt. Es wäre aber der falsche Schluß gezogen, wenn dieser Fakt dazu herangezogen werden würde, dem Vorwurf zu begegnen, dass es innerhalb der VegannerInnen Community eine gewisse Affinität für solch ein Lebensentwurf geben würde. Genau dies tut Jens Friebe, indem er in seinem Aufsatz in der Jungle World erklärt, dass <em>es die meisten Vegetarier nicht im Busch oder in der schwäbischen Provinz, sondern in den Metropolen </em>(gibt) (1) und somit jedweden Überlegungen über die regressiven Sehnsüchte einen Riegel vorschiebt.</div><div align="justify"></div><div align="justify"></div><div align="justify"></div><div align="justify"></div><div align="left"></div><div align="justify"></div><div align="justify"></div><div align="justify"></div><div align="justify"></div><div align="justify"></div><div align="justify"></div><div align="justify"></div><div align="justify">Beflissentlich übersehen wird dabei, dass sich jene veganischen Lebensgemeinschaften sehr wohl in ein Verhältnis zur Urbanität setzten, nämlich in ein durch und durch negatives. Ein Blick auf die homepage eines der populärsten Ökodörfer gibt Aufschluss darüber. Der Leitspruch des Ökodorfes Sieben Linden in Sachsen Anhalt lautet demnach: <em>Leben findet wieder im Dorf statt</em> (2), was nicht nur impliziert, dass das Leben zwischenzeitlich für die Menschen „woanders“ statt gefunden hat, sondern auch, dass die Abkehr von jener Lebensform eine bewusste Entscheidung aller dort lebenden Menschen darstellt. Niemand dürfte ernsthaft bezweifeln, dass hiermit zum Ausdruck gebracht werden soll, dass es die Großstadt war, von der mensch sich abgewendet hat. Somit nehmen diese Ökodörfer ihren Anfang in der Großstadt, wo wir wieder ganz bei Jens Friebes Einschätzung wären, wonach die Metropolen die meisten VerganerInnen beherbergen. Wo auch sonst bietet sich einem solch eine Gelegenheitsstruktur, die sich in veganen VoKüs, antisepeziesistischen Gruppen und der gleichen auftut, die einem erlaubt mit dem Thema vertraut zu werden. Die Abwanderung ins Ökodorf findet deshalb nicht trotz, sondern wegen der urbanen Lebensweise statt, die den Abtrünnigen alle Scheußlichkeiten der bürgerlich- kapitalistischen Gesellschaft kennen lernen ließ. Darunter dürften nicht nur die Verelendungs-und Verarmungsprozesse fallen, die sich in ihrer radikalsten Form nur in der Großstadt beobachten lassen, sondern darunter kann mensch auch sicherlich die gegenüber dem Leben im Dorf exorbitant höher liegende Möglichkeit nach individueller Selbstentfaltung und einem Leben ohne allzu starke Identitätsnarrative subsumieren.(3) </div><div align="justify"></div><div align="justify"></div><div align="justify"></div><div align="justify"></div><div align="justify"></div><div align="justify"></div><div align="justify"></div><div align="justify"></div><div align="justify"></div><div align="justify"></div><div align="justify"></div><div align="justify"></div><div align="justify">Ausgehend von den Annahmen, dass die Fluktuation zwischen Großstadt und Ökodorf größer ist als zwischen Provinz und Öko-Dorf und dass der Gründungsethos der Dörfer in einem Ressentiment gegen die Urbanität zu suchen ist(4), muss die Frage nach der Verzichtslogik und Elendsapologie des poltischen Veganismus dahin gehend gestellt werden, ob die Mehrheit der VeganerInnen aus bewussten Gründen in einem urbanen Umfeld leben, oder aber ob die Kapazitäten für die Abwanderung in ein Ökodorf noch nicht ausreichend sind, um die Mehrheit zu beherbergen.</div><div align="justify"></div><div align="justify"></div><div align="justify"></div><div align="justify"></div><div align="justify"></div><div align="justify"></div><div align="justify"></div><div align="justify"></div><div align="justify"></div><div align="justify"></div><div align="justify"></div><div align="justify"></div><div align="justify"></div><div align="justify"></div><div align="justify"></div><div align="justify">(1) <a href="http://jungle-world.com/artikel/2008/45/28646.html">http://jungle-world.com/artikel/2008/45/28646.html</a> (03.12.08)<br />(2) http://www.siebenlinden.de/ (03.12.08)<br />(3) Was in sowohl bejahender, wie auch in ablehnender Weise mit dem Ausdruck "die Anonymität der Großstadt" gefasst wird.<br />(4) Unter dieses Ressentiment fällt eine explizite oder implizite Ablehnung gegenüber Individualität, Rationalität, Materialismus und Intellektualität. </div><div align="justify"></div>BKhttp://www.blogger.com/profile/17944666395271401458noreply@blogger.com48tag:blogger.com,1999:blog-7644318457022506623.post-49064516123861718512008-11-26T22:25:00.007+01:002009-03-16T00:34:37.436+01:00Carmen Everts und die deutschen Zustände. Was eine akademische Biographie über die politische Kultur verraten kann.<div align="justify">Viel wurde über den gescheiterten Versuch Andreas Ypsilantis geschrieben, eine rot-grüne Minderheitsregierung zuschustern, die ihre Mehrheiten in erster Linie durch eine lose Kooperation mit der Fraktion der Linken bekommen sollte. Wie es in den Annalen der hessischen Geschichte für jeden interessierten Menschen in Zukunft zu lesen sein wird, ist dieses Vorhaben an vier Abgeordneten gescheitert, die diesem Plan kurz vor dem anstehenden Wahlgang im Landtag die Unterstützung aufgekündigt haben. Die Suche nach den individuellen Gründen der Protagonisten erweckte das Interesse einiger Medien (u.a. spiegel online, taz) für die Dissertation von Carmen Everts, die sie im Jahre 2000 unter dem Titel „Politischer Extremismus. Theorie und Analyse am Beispiel der Parteien REP und PDS“ veröffentlicht hatte. Dort fabuliert sie in bester extremismustheoretischer Manier über einen demokratischen Minimalkonsens, von dem ausgehend sich eine sichere und trennscharfe Grenzziehung zwischen Parteien demokratischer und extremistischer Provenienz ziehen lassen könne.(1) Ihr letztendliches Nein zu einer indirekten Regierungsbeteiligung der Linken wurde deshalb in den Medien als wenig überraschend dargestellt, sieht sie doch den vielbeschworenen demokratischen Minimalkonsens durch die Programmatik und Agitation der damaligen PDS gefährdet.<br /><br />Eine umfangreichere Kontextualisierung ihrer Dissertation blieb dabei aber aus. Dies verwundert insofern, als das Ihr „Doktorvater“ Eckhard Jesse, seines zeichens Professor für politische Systeme an der TU Chemnitz, zu den präsentesten Politikwissenschaftlern in medialen und politischen Diskussionen in Deutschland zählt.<br /><br />Jesse, der als wichtigster Theoretiker des Extremismusbegriffs gilt, fällt kritischen BeobachterInnen vor allem durch seine notorische Verharmlosung der Verbreitung neonazitischer Ideologie in der BRD auf. Will mensch verstehen warum das so ist, muss sich der Konnotation des Extremismusbegriffs zugewendet werden. Komprimiert zusammengefasst geht es Jesse und Co darum herauszustellen, das sich die Gefahrenpotentiale für die Freiheitlich Demokratische Grundordnung auf beide Extreme gleichermaßen verteilen, diese aber, welche stets nur parteiförmig erfasst werden, keine wirkliche Gefahr für die Demokratie darstellen, da sie gemäß des antiextremistischen Konsens ein externalisiertes Dasein am Rande der Gesellschaft fristen. Dieser Konsens, wahlweise als antiextremisitsch oder demokratisch ausgegeben, ist der logischen Konsequenz die aus den Lehren über das Scheitern der Weimarer Republik gezogen wurden erwachsen, in der es keine verfassungsrechtlichen Abwehrmöglichkeiten gegenüber den beiden extremistischen Lagern gegeben hat. Diesem Deutungsmuster folgend, kann dem deutschen Bedürfnis nach einer Selbststilisierung zum Opfer des Nationalsozialismus genüge getan werden. Nicht die Tatsache, dass eine Mehrheit der deutschen Bevölkerung einer Demokratie westlichen Zuschnitts die Zustimmung verweigert hat, ist für das Scheitern der Weimarer Republik verantwortlich, sondern eine kleine Schar von pathologisierten, auserhalb der Gesellschaft stehenden Extremisten. Die gegenwärtige Betonung der Extremismusforschung, dass den Gefahren des Linksextremismus gegenüber den des Rechtsextremismus weniger Beachtung gescheckt werden , erhöht die Plausibilität dieser Volksapologie.<br /><br />Daher verwundert es keineswegs, dass Eckhard Jesse sich immer wieder für eine Historisierung des Nationalsozialismus stark macht(2) und dass seine Darstellung der Deutschen als erste Opfer des NS nicht ohne (sekundär) antisemitische Ressentiments auskommt. So schreibt er in seinem Aufsatz Philosemitismus, Antisemitismus und Anti-Antisemitismus. Vergangenheitsbewältigung und Tabus, der sich in dem von ihm unter anderem herausgegebenen Sammelband Die Schatten der Vergangenheit. Impulse zur Historisierung des Nationalsozialismus befindet, dass jüdische Organisationen Antisemitismus in einer gewissen Größenordnung brauchen würden, um ihrer Interessen durchzusetzen, dass Antisemitismus nicht zuletzt auf das Verhalten einiger Repräsentanten des Judentums zurück zuführen sei und klagt den „straken jüdischen Einfluss in den USA" an.(3)<br /><br />An und für sich könnte mensch annehmen, dass es für eine Sozialdemokratin selbstverständlich sein sollte nicht bei einem Antisemiten zu promovieren und an der Reproduktion eines Deutungsmusters mitzuwirken, dass zwangsläufig (sekundär) antisemitische Ressentiments bedient. Dies wäre aber nur dann verwunderlich, gäbe es in der BRD einen wirklich bestehenden Konsens dahingehend, Antisemiten nicht wiederstandlos agitieren und wissenschaftlich arbeiten zulassen. Die gesellschaftliche Reputation Eckhard Jesses weist auf das Gegenteil.(4)<br /><br />(1) Vgl. Everts, S 77.<br />(2) Uwe Backes/Eckhard Jesse/Rainer Zitelmann (Hg.) (1990) Die Schatten der Vergangenheit. Impulse zur Historisierung des Nationalsozialismus.<br />(3) Vgl. Jesse (1990) S. 545 f.<br />(4) Jesse kommt die Deutungshoheit über den Extremismusbegriff in der BRD zu. Er war nicht nur geladener Sachverständiger des Bundesverfassungsgerichts im Rahmen des anvisierten NPD Verbotsverfahren, beriet bei gleichem Thema die rot-grüne Bundesregierung und ist einer der wichtigsten „Hausautoren“ der Bundeszentrale für politischen Bildung.</div>BKhttp://www.blogger.com/profile/17944666395271401458noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-7644318457022506623.post-2559149389925395062008-11-25T00:49:00.001+01:002008-11-25T20:24:05.159+01:00Deutsche Naturprdoukte für die No-Globals. Zum Antiamerikanismus in der Bionade Kampagne.Dass die jeweilige Esskultur eines Landes schon seit langem ihren Beitrag zur nationalen Identitätsstiftung nicht nach kommen kann und somit innerhalb der identitätsstiftenden Faktoren ins Hintertreffen geraten ist, steht nicht im Widerspruch, sondern erklärt vielmehr die Revitalisierung nationaler Deutungen der hiesigen Esskulturen. Der Wandel vollzog sich durch den Austausch des Bezugsobjekts, gegen das die eigenen Produkte in Stellung gebracht werden. Galt es in früheren Tagen die Einzigartigkeit und damit das spezifisch nationale, also deutsche, herauszustreichen, um sich von allem anderen zu distinguieren, so geht es heut zutage darum, den Unterschied zu den USA auszumachen, deren exponierte Funktion in der Welt der Kapitalakkumulation zwischen den Staaten, eine Rückkopplung aller Erscheinungen des Kapitalismus auf ihre Politik zufolge hat.<br /><br />In der Logik dieses antiamerikanischen Ressentiments, sind die USA für den Bedeutungsverlust nationaler Esskulturen direkt verantwortlich zumachen, da es im Interesse der USA sein muss, andere Kulturen zu zerstören, um ihre Unkultur universalisieren zu können und somit anstelle der einstigen Kulturen zu treten, um den größtmöglichsten Kapitalertrag abschöpfen zu können.<br /><br />Wie weitverbreitet und kommerzialisierbar dieses Deutungsmuster ist, führt die gegenwärtige Werbekampagne des Getränkeherstellers Bionade Gmbh vor Augen, die ihr Erfrischungsgetränk Bionade als deutsches Natur und Kulturprodukt gegen minderwertige und unnatürliche US- Produkte, im speziellen Coca Cola, in Stellung bringt. Ihre Werbeslogans weisen dabei frappierende Ähnlichkeiten zu jenen Parolen auf, die von den exponiertesten Vertretern des Antiamerikanismus formuliert wurden sind. Heißt es in einem Slogan Holunder statt Blackberry(1), so lässt sich bei der neonazistischen NPD die Losung finden Deutscher Wein, statt Ami-Fusel.(2) Die Annahme wonach die unterschiedlichen Slogans auf den Werbetafeln, insgesamt 26 an der Zahl, auf bereits internalisierte Ressentiments zugeschnitten sind, wird durch die Tatsache belegt, dass die Auswahl der Plakate von dem jeweiligen Umfeld, in dem sie zuschau gestellt werden sollen, abhängig gemacht wurden ist.(3) In Berlin-Kreuzberg erhofften sich die Initiatoren besonderen Zuspruch durch den Slogan Von führenden US-Getränkeherstellern nicht empfohlen(4). Diese Antizipation verwundert keines Wegs, wenn mensch sich in Erinnerung ruft, dass die erste McDonalds Filiale in Kreuzberg letztes Jahr nur unter Polizeischutz eröffnet werden konnte.<br /><br />Die Kampagne der Bionade Gmbh ist der konkrete Ausdruck eines gewandelten Bedürfnisses der Konsumenten in Deutschland, nur so ist es zu erklären, das professionelle Werbestrategen zu der Meinung gelangen können, dass sich durch die Kolportage antiamerikanischer Ressentiments, die Produkte ihrer Kunden besser absetzen lassen können.<br />Die relevanten Kriterien für Nahrungsmittel, die in der Trias, fair gehandelt, biologisch und regional gebündelt sind, scheinen sich in dem konkreten Produkt Bionade zu verneinen. Abstrakt betrachtet, bilden sie aber den Gegensatz zu den Attributen, die den US Produkten zu geschrieben werden: Raubtierkapitalistisch, synthetisch und global. Der Run auf Produkte mit Bio- Siegel ist somit nicht nur Ausdruck des gestiegenen Bedürfnisses nach gesunderer Ernährung, sondern auch darauf, der kapitalistischen Globalisierung, also den USA, ein Schnippchen zu schlagen. Diese vermeintliche antikapitalistische Implikation wurde auch von den Werbestrategen erkannt und entsprechend in die Bionade Kampagne eingebaut. Der subversive Gestus der Bionade drückt sich in Sprüchen wie, Jede Revolution beginnt mit einem leichten Prickeln(6) oder durch eine Reminiszenz an die Generation 68 aus.(7)<br /><br />Marx Einschätzung wonach dem Kapitalismus in Deutschland durch die Verbreitung antikapitalistischer Phrasen zum Erfolg gereicht wird, scheint sich dieser Tage wieder einmal zu bestätigen.<br /><br />(1) <a href="http://www.bionade.com/botschaften2008/service/blackberry.jpg">http://www.bionade.com/botschaften2008/service/blackberry.jpg</a><br />(2) <a href="http://www.netz-gegen-nazis.com/lexikontext/antiamerikanismus">http://www.netz-gegen-nazis.com/lexikontext/antiamerikanismus</a><br />(3) <a href="http://jungle-world.com/artikel/2008/30/22289.html">http://jungle-world.com/artikel/2008/30/22289.html</a><br />(4) <a href="http://www.bionade.com/botschaften2008/service/nichtempfohlen.jpg">http://www.bionade.com/botschaften2008/service/nichtempfohlen.jpg</a><br />(6) <a href="http://www.bionade.com/botschaften2008/service/revolution.jpg">http://www.bionade.com/botschaften2008/service/revolution.jpg</a><br />(7) http://www.bionade.com/botschaften2008/service/68er.jpgBKhttp://www.blogger.com/profile/17944666395271401458noreply@blogger.com2